Mühlengeschichte

Im Jahre 1770 wurde die Windmühle von dem französischen Lederfabrikanten Guerin aus den Steinen der Ruine des damaligen Hanselaer Tores als eine Lohmühle errichtet. In einer Lohmühle wurde Eichenrinde (altdeutsch: Lohe) für den Ledergerbprozess gemahlen. Um den Wind aus allen Richtungen nutzen zu können musste ein 28 Meter hoher Mühlenturm gebaut werden.

Im 19. Jahrhundert wurden eine Scheune und ein Müllerhaus errichtet, das Heinrich Rötten, der letzte Müller, der die Mühle noch erwerbsmäßig nutzte, um 1910 durch ein zweistöckiges neugotisches Wohnhaus ersetzte. Die drei Gebäude – Mühle, Scheune und Müllerhaus – bilden das denkmalgeschützte Ensemble, das 1985 in die Denkmalliste eingetragen und von 1994 bis 1996 restauriert wurde.

Heute dient die Windmühle wieder wie zuletzt Anfang dieses Jahrhunderts ihrem eigentlichen Zweck. Regelmäßig wird hier Korn gemahlen. In der ehemaligen Scheune befindet sich eine Gaststätte, die neben einer hervorragenden Küche auch Bier aus der eigenen Brauerei bietet. Der Gebäudekomplex dient als Kultur- und Vereinszentrum und beherbergt auf seinem Gelände die Familienbildungsstätte als Erwachsenenbildungswerk.

Mühlenrestaurierung

Anfang der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts standen durch das Sonderprogramm zur Förderung der regionalen Infrastruktur zum Ausgleich des Forschungsprojektes SNR (Schneller Brüter) in Kalkar Fördermittel des Landes Nordrhein-Westfalen und der Bundesrepublik Deutschland zur Verfügung, um dieses ehrgeizige Projekt der Renovierung und Wiederinbetriebnahme der Kalkarer Mühle in Angriff zu nehmen.

Die vier Schwerpunkte der durchzuführenden Arbeiten waren

  • Renovierung und Wiederinbetriebnahme der historischen Mühle,
  • Umbau des ehemaligen Kornhauses in eine Gaststätte mit eigener Brauerei,
  • Errichtung eines Backhauses mit Steinofen zum Verbacken des in der Mühle gemahlenen Vollkornmehls und
  • Errichtung eines neuen Bürogebäudes als Sitz der Touristik-Agentur Niederrhein (heute die Familienbildungsstätte).

In der Mühle waren trotz der teilweise noch erhaltenen Mahltechnik umfangreiche Restaurierungsarbeiten erforderlich. Neben Ausbesserungsarbeiten am Gemäuer gehörten dazu auch der Neubau der Turmhaube mit Teilen der Antriebstechnik, der Mahlgänge und dem Sackaufzug. Überhaupt nicht mehr vorhanden waren die umlaufende Galerie auf Höhe des fünften Söllers und die Windmühlenflügel.

Ganz bewusst wurde darauf verzichtet, Entwicklungen der Mühlentechnik aus dem späten 19. und beginnenden 20. Jahrhundert in diese einfließen zu lassen. Daher ist davon auszugehen, dass die Mühle heute größtenteils auf einem technischen Stand ist wie in ihren Anfangsjahren gegen Ende des 18. Jahrhunderts.