Mühle

Bei der Kalkarer Mühle handelt es sich um einen „Gallerieholländer“ mit drehbarer Haube und „altholländischem“ Flügelwerk. Sie gilt als die höchste, voll funktionsfähige Mühle am Niederrhein. Die Mühle hat 8 Söller, wobei 4 der oberen 5 Söller für die Mühle genutzt werden. In der Mühlensprache entspricht ein Stockwerk bzw. Etage einem Söller.

Die Söller (Stockwerke)

Das Erdgeschoss dient der Gastronomie. Der 2. Söller ist ein Tagungsraum (auch zur Nutzung für feierlicheAnlässe). Früher waren die Verarbeitungs- und Reinigungsmaschinen auf dem 2. und 3. Söller. Heute beherbergt der 3. Söller einen Ausstellungsraum in dem sich die Vereinsmitglieder präsentieren. Der 4. Söller ist der Mehlsöller: Hier werden die Mehlsäcke abgefüllt. Steinsöller mit Mahlsystem (5. Söller): Auf diesem Söller befinden sich zwei Mahlwerke (eins für Weizen und eins für Roggen) mit den Mahlsteinen sowie die zum Betrieb und zur Wartung notwendigen Werkzeuge. Getreidesöller (6. Söller): Hier befindet sich heute die Schuhmacherwerkstatt aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Früher wurde dieser Söller in erster Linie als Lagerraum für Getreide benutzt. Aufzugsöller (7. Söller): Mühlenaufzugsystem 8. Söller: Mühlenkappe mit Antriebs- und Bremssystem. Auf diesem Söller wird die horizontale Antriebskraft in eine vertikale Kraft umgesetzt.

Mühlenantrieb

Zwei über Kreuz im Wellkopf befestigte stählerne Ruten tragen das hölzerne Segelgatter mit den aufgelegten Segeln -das „altholländisches“ Flügelwerk. Vor dem Betrieb wird die Haube mit einer Leier „in den Wind“ gekrüht (die Flügel in den Wind drehen). Die Kraftübertragung von der Flügelwelle zu den Mahlsteinen erfolgt über den Bunkler auf die Königsspindel, auf dem das Stirnrad mittels Korbrad die Drehbewegung auf die Steinspindel überträgt, und somit der Läuferstein in eine Drehbewegung versetzt wird. Auf dem Aufzugsöller treibt der „König“ bei Bedarf über ein Schleifrad und eine Schleifscheibe den Sackaufzug an, der dazu dient das Getreide und Mehl auf die verschiedenen Söller zu transportieren.

Mühlenbetrieb

Für den Betrieb der Mühle sind die ehrenamtlichen Müller / Mühlenhelfer des Mühlenarbeitskreises zuständig. Sie haben eine mehrjährige fachliche Ausbildung in Kalkar oder auf anderen Mühlen erfahren und ihr Wissen und praktischen Fähigkeiten in einer Prüfung bewiesen. Mühlenhelfer sind Mühlen-Fachleute, die sich nicht der Ausbildung mit Prüfung unterzogen haben.

Ausbildung zum Müller

Bei Bedarf und Interesse findet auf der Mühle eine Ausbildung zum ehrenamtlichen Müller statt. Weitere Informationen unter Ausbildung zum Müller und Brauer.

Dokumentation

Mit Unterstützung durch einige Kalkarer Müller und den Ehrenvorsitzenden des Mühlenvereins haben in den Jahren 2016 bis 2019 Historiker und Mühlenexperten des Rheinischen Mühlen-Dokumentationszentrums (RMDZ) die Geschichte und die Technik der Kalkarer Mühle erforscht und dokumentiert. Die erstellte Dokumentation kann hier eingesehen und runtergeladen werden: https://www.rmdz.de/fileadmin/user_upload/RMDZ_Dokumentation_Kalkarer_Muehle_am_Hanselaerer_Tor.pdf

Der Historiker Ralf Kreiner hat sich intensiv mit der Geschichte und den Geschichten um den Lederfabrikanten und Erbauer der Kalkarer Mühle, F. F. Guerin, beschäftigt. Das Ergebnis ist in einem kurzweiligen Beitrag mit dem Titel „Fragen um Guerin – „Fake News“ zum Erbauer der Kalkarer Windmühle“ in der Jahresausgabe 2017 des Rheinischen Mühlen-Dokumentationszentrums veröffentlicht:
https://www.rmdz.de/fileadmin/user_upload/18_2018_eremdezet_online.pdf (18/12, ab Seite 34)